Didier Conrad wird am 6. Mai 1959 in Marseille (Frankreich) geboren.
Bereits als Schüler kann er von Januar 1974 bis September 1975 vier jeweils zweiseitige Beiträge in der Rubrik Carte blanche des Spirou Magazins unterbringen, in der Nachwuchszeichnern eine Veröffentlichungsmöglichkeit geboten wird. Sein eigentliches Comicdebüt ist jedoch die kurzlebige Serie Jason, die Conrad von 1978 bis 1979 zusammen mit Mythic (alias Jean-Claude Smit le Bénédicte) gestaltet.
1979 erscheint Conrads erste Zusammenarbeit mit Yann, eine 6-seitige Kurzgeschichte in Spirou. Conrad lernt Yann, der sich binnen kurzer Zeit den Ruf des Infant Terrible der französischen Comics zulegt, bereits bei seinem Einstieg im Spirou Magazin kennen. Innerhalb kurzer Zeit wachsen die beiden zu einem unzertrennlichen Team zusammen und erschrecken die Spirou-Leser ab Januar 1981 zum einen mit der Serie Chuck Willys und zum anderen ab Dezember 1981 mit den parodistischen Hauts de Page.
Bereits auf der ersten Seite von Matricule triple zéro, der ersten Chuck Willys-Geschichte, wird die Hauptfigur, Kapitän Chuck Willys, ein strahlender Held à la Buck Danny, überfahren und ins Krankenhaus eingeliefert, von wo er nie zurückkehrt. Von da an konzentriert sich der Comic auf drei Helden ohne Skrupel: Nick Mac Buttle (Mac), O’Rey Tim (Tim) und Tony Key (Tony). Der Anfang einer unbeschreiblichen (innommable – Les Innomables im Original!) Comicserie! Die Serie läuft bis 1982 in Spirou, bis sie schließlich zur Erleichterung der Leser, die Yanns harten und zutiefst zynischen Humor nicht gewöhnt waren, unter der laufenden Geschichte Aventure en Jaune (Abenteuer in Gelb) abgesetzt wird.
Sicher auch für Yann und Conrad eine Befreiung, da die Seiten von Aventure en Jaune für Spirou zum Teil umgezeichnet und gekürzt werden mussten. Ungekürzt erscheint die ursprüngliche Version erstmals 1983 im Kleinverlag Temps Futurs als Album und wird 1986 von Glénat erneut veröffentlicht. 1987 schiebt Glénat die zweite Helden-Geschichte Shukumeinach, worauf die Serie erstmal ad acta gelegt wird. Erst 1994 mit der dritten Geschichte Le Crâne du Père Zé (Der Schädel von Pater Ze) fortgesetzt, nun aber bei Dargaud.
Um das Chaos perfekt zu machen, unterscheidet sich die 1996 bei Dargaud neu herausgegebene Ausgabe von Aventure en Jaune durch abermals umgezeichnete und zur Glénat-Version neu hinzugekommene Seiten. Da Yann und Conrad auf den Geschmack gekommen sind, ihr Publikum zu verwirren, erscheint Le Crâne du Père Zé mit drei verschiedenen Titelbildern.
Noch besser wird es mit dem sechsten Album Alix-Noni-Tengu, welches den Hongkong-Zyklus abschließt. Von diesem Album erscheinen zwei Versionen: So kann der geneigte Leser zwischen einem Album mit gutem Ende und einem mit schlechtem Ende wählen. Um sich nicht zu sehr zu verzetteln, erscheint die Geschichte 2002 anlässlich des Nachdrucks für die neue Dargaud-Reihe mit einem dritten, neutralen „Standard-Ende“.
Da der Carlsen-Verlag in der deutschen Ausgabe 2002 alle drei Enden in separaten Bänden verlegt, sind Hardcore-Sammler „gezwungen“, drei Alben von Alix-Noni-Tengu zu kaufen.
Als Carlsen 2001 die deutsche Reihe veröffentlicht, läuft bei Dargaud noch die „alte“ Serie, die mit der chronologisch dritten Geschichte Aventure en Jaune beginnt. Somit hat das Album Abenteuer in Gelb bei Carlsen die Nummer 1.
2002 wird die Reihe bei Dargaud jedoch neu gestartet, wobei man nicht nur die Titelbilder mit einem neuen Layout versieht, sondern nun statt mit der dritten Geschichte mit der Zweiten (Shukumei) beginnt.
Da man bei Carlsen die Nummerierung nicht ändern wollte, wurde Shukumei kurzerhand als Album 0 in die Reihe integriert. Aus diesem Grund erscheinen die Helden ohne Skrupel in der deutschen Ausgabe immer noch mit dem, von den Fans geschätzten, alten Layout des Titelschriftzugs, der natürlich auch bei Finix Comics unverändert weitergeführt wird. Dies erklärt auch die Differenz der deutschen und französischen Nummernführung.
Trotz der zahlreichen Verlagswechsel und Neustarts hat man es in Frankreich bis dato nicht geschafft, das „wirklich erste“ Album Matricule Triple Zéro regulär als Album erscheinen zu lassen. In Deutschland erscheint 2011 dieses Album in neuer Colorierung bei Finix Comics.
Doch noch einmal zurück zum Spirou Magazin und zu den Hauts de page. Dies sind an Werbeanzeigen erinnernde Streifen am oberen Seitenrand. Hier wird alles, was an Serien und Künstlern aus dem Hause Dupuis Rang und Namen hat, durch den Kakao gezogen. Ebenso werden Alben angekündigt, die gar nicht oder erst Jahre später erscheinen, wie z. B. die bereits erwähnte erste Helden ohne Skrupel-Geschichte Matricule triple zéro.
Neben der Veröffentlichung im Spirou Magazin erscheint diese Geschichte immerhin in der Erstauflage der („alten“) Dargaud-Reihe von Aventure en Jaune, die mit einem Wendecover ausgestattet ist. Beim Wenden des Albums kommt Matricule triple zéro in einer Schwarz-Weiß-Version, quasi als Bonus-Gag, zum Vorschein.
Ebenso wird bereits 1981 ein Bob Marone-Album in den Hauts de Page angekündigt. Dabei wird diese bitterböse und nicht ganz stubenreine Parodie auf Henri Vernes SF-Serie Bob Morane, die in Frankreich jedes Kind kennt, erst 1983-1984 im Glénat-Magazin Circus vorveröffentlicht, um anschließend in zwei Alben zu erscheinen. Bob Marone ist bis zur Wiederaufnahme der Helden ohne Skrupel 1994 Conrads letzte Zusammenarbeit mit Yann.
1984 erscheint Bébert le Cancrelat, eine Art „Gaston als Kakerlake“, als Abschluss der „Wilden Jahre“! Bereits 1984 beginnt Conrad zusammen mit seiner Frau Sophie Commenge, die unter dem Pseudonym Lucie Bob Marone kolorieren darf, die Serie L´Avatar, dessen Protagonist Ernest Poildu exotische Abenteuer im Indien des 19. Jahrhunderts erlebt. Der angekündigte zweite Teil erscheint jedoch nicht mehr. Statt dessen verarbeitete Conrad den Plot erneut in der zweibändigen Geschichte Le Piège malais, die 1990 in der Dupuis Prestige-Reihe Aire Libre veröffentlicht wird.
Im Anschluss folgen fünf Alben der Dupuis-Kinderserie Donito, von der die ersten drei Alben auch auf deutsch erscheinen.
1994 werden, wie bereits erwähnt, die Helden ohne Skrupel bei Dargaud neu aufgelegt und weitergeführt. Die erneute Zusammenarbeit erweist sich als sehr fruchtbar und gipfelt in dem gemeinsamen Pseudonym Pearce. Eine Zeit lang rätselt die Comicszene, wer sich hinter diesem Namen verbirgt. In der engeren Wahl sind vor allem aufgrund ihres Zeichenstils Simon Léturgie und Fabrice Tarrin. Letzterer scheut sich nicht, in der Gegenwart von Morris, einen Stapel Kid Lucky-Alben zu signieren! Und der Vater von Ersterem, Jean Léturgie, ist der Texter (neben Yann) aller Pearce-Alben.
Den Anfang der Pearce-Comics macht 1995 das erste Album des Lucky Luke-Ablegers Kid Lucky. Da Morris jedoch mit Lucky Kid (dt. Titel) nicht zufrieden ist, wird die Serie 1997 nach dem zweiten Album abgebrochen und kurzerhand Cotton Kid aus der Taufe gehoben. Von dieser sehr gelungen Western-Parodie erscheinen von 1999 bis 2003 sechs Alben. Beide Reihen liegen lückenlos auf deutsch vor.
Im Jahr 2000 reist Conrad mit Kind und Kegel nach Hollywood und arbeitet am Zeichentrickfilm Der Weg nach El Doradomit, der von Steven Spielbergs Firma Dreamworks produziert wird.
2005 wird wieder zusammen mit Yann der Helden-Ableger Tigresse Blanche (Die Weiße Tigerin bei Schreiber & Leser) ins Leben gerufen. Diese mit flüchtigem Strich hingeworfene Serie, von der innerhalb kurzer Zeit fünf Alben erscheinen, spielt chronologisch zwischen den beiden Helden-Abenteuern Shukumei und Aventure en Jaune. Ab dem dritten Album muss die Serie ohne Yann auskommen. Conrad selbst zeigt sich für das Szenario von Band 3 verantwortlich und ab Band 4 Wilbur alias Sophie Commenge.
Ebenfalls mit Sophie/Wilbur entsteht Conrads jüngste Arbeit Raj. Die Geschichte handelt wieder einmal im Indien der Kolonialzeit und erinnert sowohl inhaltlich als auch grafisch an Frank Le Galls Theodor Pussel.
Conrad lebt heute mit seiner Frau und seinen Kindern in Kalifornien.