„Ich denke niemals an den Leser: Ich schreibe für mich selbst.“
Überraschende Worte von einem, der seit über 25 Jahren so konstant den Geschmack des französischsprachigen Publikums trifft wie kaum ein anderer Comic-Autor. Doch vielleicht liegt gerade darin das Erfolgsgeheimnis des Jean Dufaux, der keiner Mode hinterherläuft, sondern lieber selbst die Maßstäbe setzt:
„Die Geschichten, die ich schaffe, müssen erst einmal mir selbst gefallen.“
Geboren wird Jean Dufaux am 7. Juni 1949 im belgischen Ninove. Dufaux ist zwölf Jahre alt, als er nach dem Tod seines Vaters zunächst auf ein Internat geschickt wird, wo er seine große Leidenschaft fürs Lesen entdeckt. Auch das Kino hat es ihm jedoch angetan, was ihn schließlich zu einem Studium an der Filmhochschule Institut des Arts de Diffusion in Brüssel führt. Von 1969 bis 1973 eignet er sich hier das cinematographische Handwerkszeug an, das ihm später auch beim Schreiben seiner Comics von großem Nutzen sein sollte.
Doch danach sieht es erst einmal gar nicht aus: Nach seinem Studium arbeitet Dufaux zunächst als Journalist für die Kino-Fachpresse. Erst 1983 wendet er sich verstärkt den Comics zu, seine erste Anlaufstelle ist dabei das traditionsreiche belgische Magazin Tintin, für das er viele Auftragsarbeiten anfertigt. In seiner ersten Serie Brelan de dames (als Co-Szenarist von Jean-Luc Vernal) arbeitet er 1983 mit dem Zeichner Renaud (Renaud Denauw) zusammen – wie es sich zeigen sollte nicht zum letzten Mal.
1986 fasst Dufaux mit den Serien La Toile et la dague und Beatifica Blues Fuß beim renommierten Verlagshaus Dargaud.
Besonders Beatifica Blues mit seinem postapokalyptischen, an Bilal angelehnten Szenario liegt Dufaux dabei sehr am Herzen: Griffo (Werner Goelen), der Zeichner dieser Serie, wird neben Renaud zu seinem wichtigsten Partner in der Umsetzung seiner Plots und Ideen. Im Universum von Beatifica Blues spielt in den 90ern auch Samba Bugatti.
Gegen Ende der 80er sind die Lehrjahre des Jean Dufaux dann endgültig vorüber, und es entstehen einige seiner bis heute bekanntesten Serien – allen voran 1987 das Krimi-Abenteuer Jessica Blandy – wieder in Zusammenarbeit mit Renaud.
Hier gibt Dufaux seiner Erfolgsserie, von der bis heute im Originalverlag Dupuis weit über 20 Bände vorliegen, erstmals einen ausgefeilten psychologischen Unterbau, was sich später zu einem Markenzeichen des Szenaristen entwickelt.
Im gleichen Atemzug entsteht 1988 mit Griffo Giacomo C., eine im historischen Venedig spielende freie Verarbeitung des Casanova-Motivs.
Schon in dieser Phase seines Schaffens wird die große Vielseitigkeit Dufauxs deutlich, der sich in jedem Genre heimisch zu fühlen scheint und sich dennoch seinen ganz besonderen Erzählstil mit hohem Wiedererkennungswert bewahrt. Immer ist er auf der Suche nach neuen Zeichnern für seine Geschichten.
Auch Anfang der 90er Jahre lanciert Dufaux viele weitere neue Serien, die allerdings zum großen Teil nicht auf deutsch vorliegen. Darunter zählt die Serie Fox, die er zusammen mit Jean-François Charles herausbringt. Er erarbeitet sich zu dieser Zeit in der frankobelgischen Comicszene einen Namen als ‚der produktive Jean‘ (Jean le prolifique).
Seine künstlerischen und literarischen Vorbilder und Einflüsse würdigt er von 1991 bis 1996 mit One-Shots: Sade, Pasolini, Balzac, Hemingway und Hammet.
Das passt, denn die in der literarischen Öffentlichkeit oft gezogene Grenze zwischen ernsthafter und Populärliteratur lässt der Erfolgsautor nicht gelten: „Lesen, das ist doch zuallererst einmal eine Sache des Gefühls.“
Derweil finden auch fantastische Elemente mehr und mehr Eingang in seine Werke, so z. B. 1994 mit Monsieur Noir, das im Originalverlag Dupuis im anspruchsvollen Label Aire Libre erscheint.
Doch Dufaux bleibt sich treu und lässt sich keineswegs auf ein einziges Genre festlegen. Ob 1997 mit dem historischen Monumentalcomic Murena, 1999 mit dem zeitgenössischen Thriller Niklos Koda, 1999 mit der historisch-fantastischen Roten Kaiserin oder seit 2001 mit dem im Orient spielenden erotischen Thriller Djinn.
Dufauxs Vielseitigkeit bleibt eines seiner bestechendsten Merkmale. Und so können sich seine Fans weiterhin auf viele neue und abwechslungsreiche Serien aus seiner Feder freuen, denn „nicht schreiben, das könnte ich nicht.“
Bibliographie
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Der Herr des Zaubernebels Die Kinder des Salamander Beatifica Blues Giacomo C. Sade Jessica Blandy Hemmingway Samba Bugatti Das verlorene Land Monsieur Noir Hammett Die Verfolger der Krone Murena Schattenspiele Rapaces Die Rote Kaiserin Niklos Koda Djinn Raubtiere Kreuzzug Die Unterwelt (Neustart als Saria) Ritter des verlorenen Landes Der Wald der Jungfrauen Dixie Road Barracuda Saga Valta Conquistador Zauber Saria |
Originalserien |
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