Paul Gillon wurde am 11. Mai 1926 in Paris geboren, und hat sich in seinen gut sechzig Schaffensjahren mit praktisch allen realistischen Genres des Comics auseinandergesetzt. Er begann im Alter von 14 Jahren mit der Illustration von Partituren berühmter Lieder und produzierte Karikaturen von Bühnen- und Filmkünstlern für Samedi Soir, France Dimanche und Gavroche. Seit 1947 eine tragende Säule der Wochenzeitung Vaillant, beschäftigte er sich mit Exotik (Lynx Blanc und Wango, nach Szenarien von Roger Lécureux), historischen und politischen Rekonstruktionen (Fils de Chine, auch mit Lécureux), mit der Freibeuterei (Le Cormoran, mit Jean Ollivier), mit literarischen Adaptionen (Moby Dick) und zeichnete nach eigenen Texten die Abenteuer des jungen Jérémie. Er veröffentlichte auch in Zeitschriften wie 34 Camera, Femmes D’Aujourd’hui, Reves und Radar, wo er vollständige Geschichten und Illustrationen ablieferte. Von 1959 bis 1972 entwarf er für France-Soir den Tagesstrip 13, rue de l’Espoir, eine Seifenoper von Jacques und François Gall. Im Journal de Mickey folgten nacheinander La Déesse d’or (Szenario von Brigitte Muel), Le Temps des copains (nach der gleichnamigen Fernsehserie), Le Fantôme de Barbe-Noire (illustriert einen Film mit Schauspielern aus den Disney-Studios) und Téva (aus einer neuen Fernsehserie). Die Science-Fiction ist eines seiner Lieblingsgebiete: die Saga von den Schiffbrüchigen der Zeit mit Jean-Claude Forest, die Léviathans-Reihe und Die Überlebende zeugen hiervon. Aber er verachtet auch nicht Geschichte oder literarische Adaptionen: Notre-Dame de Paris (Adaption nach Victor Hugo von Claude Gendrot), Histoire du socialisme en France (nach einem Text von Claude Moliterni), Au nom de tous les miens (1886, Adaption des Bestsellers von Martin Gray durch Patrick Cothias), oder sogar die schwefelhaltige Biographie von Jeanne d’Arc (1993), in der wir erfahren, dass die Jungfrau mehr als eine Saite im Bogen hatte … Als siebzigjährigem Meister der eleganten Grafik bot sich im Jahr 1996 zur Entspannung eine fiktionalisierte Rekonstruktion eines Jahrhunderts des Kinos an, indem er nach einem Szenario von Denis Lapière den Zweiteiler La Dernière des salles obscures für die prestigeträchtige Sammlung Aire Libre erschuf. Wir verdanken ihm auch den verstörenden Thriller La veuve blanche, aus dem Jahr 2002 und in der gleichen Kollektion produziert. Im gleichen Jahr lieferte er einen Beitrag zur Kollektivserie Zehn Gebote von Frank Giroud , wieder ein quasi-historisches Thema, und somit passend zu seinen drei großen Themen; Kino – Science-Fiction – Geschichte. 2005 folgte ein weitere Beitrag zu einer Kollektiv-Serie, diesmal Band 2 von Quintett, und wieder nach einem Szenario von Frank Giroud.
Paul Gillon ist leider bereits am 21. Mai 2011 kurz nach seinem 85. Geburtstag verstorben.